Hier eine Anregung, wie Sie Ihre Achtsamkeit und Selbstbeobachtung verbessern und mit Spaß Ihre Bauchentscheidung finden


Es gehört zu unseren ganz alltäglichen kleinen oder größeren Herausforderungen: Irgendeine Entscheidung steht an und wir haben den Eindruck, beide Optionen sind gleichermaßen attraktiv – wir können uns nicht entscheiden.
Sie haben beispielsweise bei Ihrem Einkaufsbummel ein paar Kleider anprobiert und zwei gefallen Ihnen ganz besonders. Nehmen Sie das grüne oder das blaue? Manche von uns lösen den Konflikt, indem sie einfach beide kaufen.

Oder Sie wollen, zur Belohnung für eine besondere Anstrengung, einen Film schauen. Einen Thriller oder eine romantische Komödie. Beide Filmtrailer haben Ihnen gefallen – welcher ist der richtige für heute Abend? Beide Filme an einem Abend zu schauen ist für Sie keine Option.

Dies sind Beispiele für eine kleine Zwickmühle, Ihre Entscheidung hat keine besondere Tragweite. Aber wie ist es mit etwas größeren Herausforderungen, wie beispielsweise, den idealen Urlaub für Sie zu ermitteln?

Sie wollen in Urlaub fahren und Ihre Favoriten sind einerseits ein Erholungsurlaub in Frankreich und andererseits eine Entdeckungs-Rundreise mit dem PKW durch England, Schottland und Wales. Sie haben schöne Erinnerungen an Strandurlaube in Süd-Frankreich, da waren Sie schon drei Mal und Sie können eigentlich nichts falsch machen. Sie kennen die herrliche Landschaft, die hübschen Dörfer, das Ferienhaus ist super, das Wetter sowieso und es wird keine unerfreulichen Überraschungen geben. Allerdings ist Ihnen der Gedanke gekommen, dass es schon sehr viel Altbekanntes, Gewohntes und Routinen in Ihrem Leben gibt. Angefangen bei Ihrem Arbeitsalltag, der Art, wie Sie Ihren Feierabend und Ihre Wochenenden verbringen bis hin zu den Strecken, die Sie mit dem Auto fahren und den Leuten, mit denen Sie zu tun haben. Es gibt wenig Abwechslung, wenig positive Herausforderung in Ihrem Leben. Sie fragen sich eventuell, ob es nicht Zeit ist für neue Entdeckungen, Zeit, die Komfortzone zu verlassen und sich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen.

Bei dem Gedanken kommt ein Gefühl von Jugendlichkeit und Abenteuerlust in Ihnen auf und Sie erinnern sich, wie Sie damals, mit 18, spontan mit Ihren Freunden ins Auto gestiegen und über Nacht nach Amsterdam gefahren sind. Ohne Planung, ohne eine Unterkunft gebucht zu haben, ohne Gedanken daran, dass es eventuell ungemütlich werden könnte. Sie erinnern sich an dieses Lebensgefühl, das Sie damals hatten: Dass Ihnen die ganze Welt offensteht, dass alles möglich ist, dass Sie überall klarkommen werden, dass Sie nichts brauchen als ein wenig Geld, der Rest wird sich vor Ort ergeben. So viel Spaß! Und plötzlich haben Sie Lust, sich wieder ein bisschen mehr wie damals zu verhalten, auf die Möglichkeiten, die Entdeckungen, den Spaß zu fokussieren, anstatt auf die vorhersagbare Bequemlichkeit. Und Sie wollten schon immer einmal eine Rundreise durchs U.K. machen, Cornwall sehen, in den schottischen Highlands wandern, die Bauwerke der Römer bestaunen, die bezaubernde englische Landschaft mit ihren Herrenhäusern, Cottages und Natursteinmauern erleben. Mit dem Auto, frei beweglich, jeden Morgen neu entscheiden, wo es Sie hinzieht. Freiheit! Abenteuer! Linksverkehr! Keine feste Bleibe! Und jetzt spüren Sie Unbehagen in sich aufsteigen und der Konflikt ist da. Sie sind müde, erholungsbedürftig, Sie haben sich in Ihrem Job in den letzten Monaten, vielleicht Jahren, nur noch so von Wochenende zu Wochenende über die Runden gerettet. Die Vorstellung, im Sommer in der Aquitaine auf der Veranda dieses komfortablen Ferienhauses zu sitzen, mit Blick über den Atlantik den harzigen Duft der Silberpinien zu genießen, die Sonne über sich, den Milchkaffee vor sich und absolut nichts vorzuhaben, als dazusitzen und zu entspannen – das hat Ihnen geholfen, noch ein bisschen länger durchzuhalten.

Sie haben also beide Optionen schon eine Weile gegeneinander abgewogen und sind immer noch unentschieden und, mittlerweile, auch ein bisschen genervt. Es geht um Ihren Sommerurlaub und den wollen Sie nicht vermasseln.

Anfangs waren Sie noch in Kontakt mit Ihrem Gefühl durch die Vorfreude, ein genüssliches, expansives Gefühl, verschiedene Optionen zur Auswahl zu haben. Dann sind Sie, ohne es zu bemerken, in den Verstand gewechselt in der Annahme, dass dieser das passende Werkzeug sei, für Sie den idealen Urlaub zu ermitteln.

In allen drei genannten Beispielen hat man den Eindruck, beide Entscheidungsmöglichkeiten seien genau gleich attraktiv, es wäre eine fifty-fifty Situation. Dieser Gedanke kommt allerdings aus dem Kopf, nicht dem Bauch. Ihr Verstand gaukelt Ihnen vor, Sie könnten zu einer guten Entscheidungsfindung mit Pro-und-Contra-Listen kommen. Tatsächlich ist ein längeres intellektuelles Abwägen von Für und Wider aber kaum je ein guter Weg zu einer guten Lösung (es sei denn, Sie sitzen in einem Mathe-Test). Es trennt uns von unserem Bauchgefühl, unserem Instinkt, der entwicklungsgeschichtlich sehr viel älteren und zuverlässigeren Instanz in uns. Unser Verstand hat nur eine sehr begrenzte Anzahl von relevanten Informationen zur Verfügung und keine Möglichkeit, diese optimal zu gewichten.

Dem gegenüber ist der Informationspool unseres Unterbewusstseins, vermittelt durch unseren Körper und unser Gefühl, fast grenzenlos. Unser Bauchgefühl zeigt uns, was zurzeit für uns stimmig und förderlich ist. So funktioniert übrigens auch der kinesiologische Muskeltest, ein diagnostisches Verfahren, das das „unbewusste Wissen“ unseres Körpers dem bewussten Verstehen zugänglich macht.

Eine gute Freundin oder Psychologin würde Ihnen also raten, wieder zu Ihrem Gefühl zurückzukehren und hinzuspüren, bei welcher Option Sie sich ein kleines bisschen besser, leichter, freudiger fühlen. Falls Sie nun antworten, das sei ja gerade das Problem, Sie könnten keinen Unterschied feststellen, hier eine kleine Übung, die Ihre Selbstbeobachtung unterstützen kann …

… wenn Sie mögen, geht es weiter unter Entscheidungen und Bauchgefühl (2/2). Der Blog wurde länger, als ich erwartet habe. Für die bessere Lesbarkeit gibt es 2 Teile.