Die große Zahl derzeit angewendeter systemischer Interventionsansätze ist hervorgegangen aus der Systemtheorie, dem sozialen Konstruktivismus, der Kommunikationstheorie sowie vielen weiteren theoretischen Grundlagen. Viele Modelle sind zudem maßgeblich von der Psychoanalyse, der Gestalttherapie und anderen psychologische Schulen beeinflusst. Systemisches Arbeiten bezieht sich auf jede denkbare Art von Systemen wie Familien, Paare, Arbeitsteams, Unternehmen, Regierungen u.v.a. sowie deren größeren Kontext. Die gemeinsame Prämisse aller Ansätze ist, dass das Verhalten eines Elementes im System nicht unabhängig vom Gesamtsystem betrachtet werden kann, in welchem es auftritt. Das Ganze und seine Elemente beeinflussen und bedingen sich wechselseitig.

Systemische Therapeuten fokussieren auf den sozialen Kontext psychischer Störungen. Soziale und / oder psychische Auffälligkeiten werden nicht unbedingt als „krank“ definiert, sondern als verstehbare Reaktion auf Merkmale des Umfeldes, in dem sie auftreten. Dieses kann gelegentlich selbst problematisch sein, wie z.B. die Streit-Ehe der Eltern für Kinder, ein ausbeuterisches Arbeitsumfeld für Angestellte, ein rigides Schulsystem für Schüler. Das Verstehen der Funktion von Symptomen, z.B. als Bewältigungsversuch oder eventuell sogar positiven Beitrag zur Stabilisierung eines Systems, führt im Kontext systemischer Therapie oft zur bewussten Veränderung der Rahmenbedingungen dieser Symptome und Veränderungen im Erleben und Verhalten des Individuums. D.h., die Anregung einer konstruktiven Selbstregulation eines Systems (z.B. Familie) in Richtung Neuordnung auf einem höheren Funktionsniveau begünstigt den gleichen Prozess auf der intrapsychischen und der Verhaltensebene eines als „auffällig“ bezeichneten Familienmitglieds.

Paartherapie

Die Systemische Paartherapie ist ein zunehmend populärer Fokus systemischer Arbeit.

Das Interesse gilt hier der spezifischen Dynamik des Paarsystems: Wie tragen beide durch gegebenenfalls nicht zielführende Verhaltensweisen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Konflikten bei? Welche Prägungen (Erwartungen, Normen, unbewältigter Schmerz etc.) aus ihrer bisherigen Lebensgeschichte bringen die Partner in die Beziehung mit? Die Mehrgenerationen-Perspektive ermöglicht, sowohl die individuellen „Lerngeschichten“ (KVT) als auch tiefenpsychologische Aspekte sichtbar zu machen, die im Paarsystem wirksam sind. Hier geht es darum, die biografischen Muster und evtl. „geerbten“ generationsübergreifenden Themen aufzuspüren, die Individuen aus ihren Herkunftsfamilien in ihre Partnerschaften und selbst gegründeten Familien mitbringen. Hierzu gehören auch unbewusste Rollenübernahmen im Paarsystem, die ihren Ursprung in der Kindheit haben, sowie „transgenerationale Aufträge“. Letzteres bezeichnet unbewusste Motive und Bestrebungen, die eigentlich unerfüllte Wünsche und Ziele einer früheren Generation sind.

Ein allgemeines Ziel der systemischen Paartherapie besteht darin, dysfunktionale, festgefahrene Interaktionsmuster, beispielsweise einen „Teufelskreis“ von gegenseitigen Vorwürfen und Kooperationsverweigerung, aufzulösen. Durch bestimmte Fragetechniken wird ein Mehr an Information im System erzeugt über Bedürfnisse und die Beweggründe von Verhaltenweisen der Partner. Dies erleichtert Perspektivwechsel, eine verbesserte Selbstbeobachtungsfähigkeit und ermöglicht eine positivere Dynamik im Paarsystem: Oft werden unbewusste Ansprüche und Rollenzuweisungen an den Partner reflektiert und zurückgenommen. Auch eine Zunahme an Verständnis und Mitgefühl füreinander, Akzeptanz von Unterschieden, ein größeres Maß an Autonomie und Beziehungsfähigkeit gelten als wahrscheinliche Resultate von sytemischer Paartherapie.

Paare, die Probleme mit sich wiederholenden Auseinandersetzungen, mangelndem Commitment, Eifersucht, mangelhafter Kommunikation, Machtungleichgewicht, Vertrauensverlust, außerehelichen Affären und ähnlichem haben, profitieren in der Regel von dem beschriebenen Beratungsansatz. Für diejenigen, die sich bereits entschieden haben, sich zu trennen, besteht die Chance, ein faires und freundliches Ende des gemeinsamen Weges zu schaffen, das die besten Seiten der Beziehung und der Vergangenheit ehrt.

Wenn ich mit Paaren arbeite, nutze ich Methoden der systemischen Paartherapie, der Kognitiven Verhaltenstherapie sowie Perspektiven der tiefenpsychologischen und der transpersonalen Therapie.